Matomo gilt als DSGVO-freundliche Alternative zu Google Analytics. Doch wie gut ist das Analysetool und wie schnell finden sich Anfänger darin zurecht? Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Funktionen und stellen Matomo in diesem Ratgeber Google Analytics gegenüber.
Die DSGVO-Alternative zu Google Analytics
Matomo hieß früher Piwik, ist aber nicht zu verwechseln mit der Analytics Suite Piwik Pro. Von Datenschützern wird Matomo häufig als gute Alternative zu Google Analytics genannt. Das liegt einerseits am Hosting innerhalb Europas und andererseits an den umfangreichen Privatsphäre-Einstellungen.
Was Google Analytics vorgeworfen wird
Google Analytics wird aktuell vorgeworfen, dass Google als amerikanisches Unternehmen Daten von europäischen Nutzern an US-Geheimdienste weitergeben muss. Dazu ist Google gesetzlich verpflichtet. Für europäische Nutzer bedeutet das, dass sie nicht Herr ihrer Daten sind. Somit ist es für die Geheimdienste möglich, über das Tracking von Google Analytics an personenbezogene und heikle Daten von europäischen Usern zu kommen. Für immer mehr europäische Datenschutzbehörden wird das zunehmend zum Problem. Urteile gegen Website-Betreiber und grundsätzliche Urteile gegen das Verwenden von Google Analytics in bestimmtem Umfang waren in den vergangenen Monaten die Folge. Für Website-Betreiber innerhalb der EU bedeutet das weitreichende Folgen: Nicht Google muss auf ein DSGVO-konformes Produkt achten, sondern die Websitebetreiber müssen sicherstellen, dass die Daten ihrer Websitenutzer geschützt sind. Da Google bei weitem der Marktführer im Bereich der Analysetools ist, müssen Betreiber von Homepages nach Alternativen zu Google Analytics suchen.
Warum Matomo eine gute Alternative zu Google Analytics sein kann
Die Server von Matomo liegen dagegen innerhalb von Europa, was grundsätzliche Vorteile bringt. Die Privatsphäre-Einstellungen sind zudem deutlich umfangreicher im Vergleich zu Google Analytics. So können Sie hier etwa IP-Adressen gänzlich maskieren, IP-Adressen auch für die Aufbereitung der Besuche anonymisieren und den Ursprung oder Verweis eines Users verschleiern. Zusätzlich dazu haben Sie viele weitere Möglichkeiten wie etwa das nachträgliche Anonymisieren von Roh-Daten, die Sie aufgrund von falschen Einstellungen etwa bei der Einrichtung innerhalb der ersten Tage des Umstiegs erfasst haben.
Insgesamt scheint es somit deutlich einfacher zu sein, Matomo DSGVO-konform einzurichten.
Viele Datenschützer wehren sich aktuell gegen konkrete Empfehlungen von Tracking-Tools, aus unserer Sicht ist Matomo für viele Websitebesitzer aber eine hervorragende Wahl. Das hat nicht nur datenschutzrechtliche Gründe: Es ist übersichtlich und benutzerfreundlich gestaltet und bietet ähnliche Funktionen wie Google Analytics.
Funktionen und Vorteile von Matomo
Wir verlassen alle Überlegungen in Hinblick auf die DSGVO und widmen uns jetzt den analytischen Funktionen der Open Source Alternative zu Google Analytics. Welche Daten lassen sich auswerten? Das ist vor allem für Websitebetreiber interessant, die seit Jahren mit Analytics arbeiten. Wie einfach gestaltet sich der Umstieg? Sind Conversions ähnlich gut auszuwerten? Gibt es vielleicht sogar Vorteile von Matomo gegenüber Analytics? Wir schauen uns die wichtigsten Funktionen im Detail an.
Das Dashboard – der erste Überblick
Beim Einstieg gelangen Sie ins Dashboard. Ähnlich wie bei Google Analytics erhalten Sie hier einen ersten guten Überblick über Ihr Websiteprojekt. Der „Graph der letzten Besuche“ zeigt Ihnen die Entwicklung der Websitezugriffe an. Den Zeitraum für alle Statistiken können Sie beliebig wählen.
Gleich daneben sehen Sie die Zugriffe einzelner Nutzer. Diese Übersicht bietet viele interessante Einblicke: Wie viele Aktionen haben die letzten User auf Ihrer Seite vorgenommen? Welche Geräte haben sie verwendet? Über welchen Akquise-Kanal sind die User auf Ihre Website gekommen? All diese Informationen und noch einige mehr sehen Sie sofort auf einen Blick.
Eine Besucherkarte mit der regionalen Aufteilung Ihrer Nutzer sehen Sie ebenso wie die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, die Absprungrate und die Anzahl an Downloads.
Über das Menü kommen Sie schließlich zu weiteren Datenansichten, die jenen von Google Analytics durchaus ähneln. Anders formuliert: Wenn Sie bereits seit einiger Zeit Google Analytics nutzen, dann werden Sie sich in Matomo gut zurechtfinden.
Insgesamt gefällt uns dieses Dashboard sogar ein bisschen besser als jenes von Analytics. Das ist aber subjektiv und Geschmackssache. Google zeigt dafür sofort die aktuellen Echtzeit-Besucher an. Beide Dashboards sind natürlich auch anpassbar. Jenes von Matomo ist aus unserer Sicht aber intuitiver.
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Conversion-Tracking
Wie erfolgreich ist Ihre Website? Die meisten Websitebetreiber messen den Erfolg neben den Besucherzahlen mit Conversion-Tracking. Wie viele Käufe werden im Vergleich zu den Besuchen getätigt? Wie häufig wird das Kontaktformular verwendet und woher kommen die Besucher, die es verwenden? Für das eigene Marketingteam und den Geschäftsführer sind das wichtige Informationen.
Vorweg: Das Conversion-Tracking ist einfach zu integrieren. Wenn Sie es bei Google Analytics erfolgreich integriert haben, dann ist es auch bei Matomo kein Problem. Sie können unterschiedliche Ziele festlegen – etwa das Ausfüllen des Kontaktformulars, einen Kauf, Newsletter-Anmeldungen oder das Erreichen einer spezifischen Seite.
Das Auswerten der Ziele ist aus unserer Sicht sogar noch benutzerfreundlicher: Sie können das Verhalten der User, die Ihr Ziel erfüllen, anonymisiert sehr einfach nachvollziehen. Über welche Kanäle die User auf Ihre Seite gelangt sind und über welche Unterseiten sie zur Konversion gekommen sind, sehen Sie auf einen Blick.
Ebenfalls hilfreich: Im Menü von Matomo sehen Sie die Punkte „Besuche bis zur Konversion“ und „Tage bis zur Konversion“. Mit diesen Informationen bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie lange der Vertrauensbildungsprozess bei Ihren Kunden dauert. Je nach Produktgruppe kann diese Zeit unterschiedlich lang sein. Mit dem stetigen Tracking können Sie aber daran arbeiten, das Vertrauen Ihrer Nutzer schneller zu erhalten.
Selbstverständlich können Sie wie gewohnt Auswertungen anhand von Quellen wie Social Media, anderen Websites, Kampagnen oder der organischen Suche vornehmen.
Besondere Features: Heatmaps und Session Recordings
Je nach gewähltem Paket sind bei Matomo einige Zusatzfunktionen inkludiert, die mit Google Analytics nicht oder nur über Umwege erhältlich sind. Zwei dieser Funktionen gefallen uns besonders gut und haben unserer Agentur bereits geholfen: Heatmaps und Session Recordings.
Wir möchten aber zunächst noch festhalten, dass Sie Ihre Datenschutz-Einstellungen bei Matomo korrekt konfigurieren sollten, um über diese Funktionen keine sensiblen Daten einsehen zu können.
Mithilfe der Heatmaps können Sie das Klick- und Scrollverhalten der Nutzer gut analysieren. Wenn Sie etwa eine Übersichtsseite Ihrer Produkte für eine Heatmap freigeben, so sehen Sie, welche Produkte auf dieser Seite häufig geklickt werden. Außerdem können Sie ermitteln, wie weit Ihre User nach unten scrollen. Das ist besonders hilfreich, wenn Sie sich nicht sicher sind, wie viele Produkte Sie auf einer Seite präsentieren möchten. Dank der Heatmap sehen Sie, wie viel Prozent der User zu einem gewissen Abschnitt der Webseite gelangen. Anhand dieser Daten können Sie Ihren Content auslegen. Mithilfe der Klickdaten sehen Sie außerdem, wohin Ihre User klicken. Uns hat das konkret geholfen, weil wir einen Abschnitt gesehen haben, von dem sich User offenbar erwartet haben, dass sie ihn anklicken können. Dieser Abschnitt war aber lediglich ein grafisches Element. Dieses Element haben wir verändert und damit die Seite ein Stück benutzerfreundlicher gemacht.
Ein anderes Feature, das uns gut gefällt, sind Session Recordings. Mit den richtigen Einstellungen sehen Sie damit anonymisierte Sitzungen Ihrer User als Video. Somit sehen Sie, wie sie sich auf den einzelnen Seiten verhalten. Auch mit diesen Daten ist es möglich, Ihre Seite benutzerfreundlicher zu machen. Bei einem unserer Kunden hatten wir ein kurzfristiges technisches Problem auf einer Seite. Dank der Session Recordings konnten wir innerhalb weniger Momente das Problem identifizieren und beheben. Hier lag ein Fehler vor, der ausschließlich für iPhone-User ein Problem war. Ohne Session Recordings hätten wir für die Problemanalyse garantiert mehr Zeit investieren müssen.
Mögliche Nachteile im Vergleich zu Google Analytics
Matomo gefällt uns in der Analyse ausgesprochen gut. Aus unserer Sicht ergeben sich wenig Nachteile bei der Google Analytics Alternative. Das gilt zumindest für einen großen Teil der Websitebesitzer.
Anders sieht die Sache für Webshops aus, die auf Marketingfunktionen angewiesen sind. Konkret geht es etwa um das anonymisierte Sammeln von Nutzern in Zielgruppenlisten für Re-Marketing. Wenn ein Nutzer vor einigen Monaten bereits auf Ihrer Website war, liegt es nahe, dass er an Ihrem Sortiment interessiert ist. Im Vergleich zu unbekannten Nutzern ist die Chance auf einen Verkauf hier höher.
Nun haben Sie die Möglichkeit, mithilfe von Google Analytics solche Listen zu erstellen. Etwa einfache Besucher Ihrer Website oder Nutzer, die bereits Einkäufe getätigt haben. Wenn Sie Google Analytics und Google Ads in diesem Sinne zusammenhängend verwenden, bietet Matomo leider keine Alternative. Für Werbetreibende innerhalb der EU ist das leider ein Problem, für das es derzeit keine gute Lösung gibt.
Es gibt Möglichkeiten, dieses Problem zu umgehen. Wenn Sie auf serverseitiges Tracking umsteigen, können Sie gezielt entscheiden, welche Informationen Sie mit Tracking-Tools teilen und welche nicht. Auf diese Weise ist auch das weitere Verwenden von Google Analytics problemlos mit der DSGVO vereinbar. In diesem Fall entscheiden Sie selbst, welche Daten Sie teilen und welche nicht. Leider klingt das einfacher als es ist: Sie können das serverseitige Tracking etwa mit dem Google Tag Manager verwirklichen, den Sie bei Ihrem Server einbinden. Aus unserer Sicht ist dieses Vorgehen vielleicht nach dem Gesetz besser, aber ein Produkt von Google auf unsere Server einzubinden, um weniger Daten an Google abzugeben, ist für uns grundsätzlich keine Option.
Neben dem Google Tag Manager können Sie serverseitiges Tracking auch mit Anbietern erreichen, die den Google Tag Manager nachgebaut haben und ihren Sitz in der EU haben. Leider sind die Angebote dieser Anbieter derzeit preislich nur für große österreichische und deutsche Unternehmen interessant. Für die KMU-Sparte sind mehrere Hundert Euro pro Monat für die Unterstützung eines Analyse-Tools nicht wirtschaftlich.
Hier tut sich also leider eine Lücke auf, die einen Wettbewerbsnachteil für heimische Unternehmen bedeutet. Wie diese Lücke geschlossen wird, lässt sich derzeit noch nicht erahnen. Wir vermuten und hoffen, dass serverseitiges Tracking in der Zukunft noch einfacher und preiswerter gestaltet wird.
Weitere Alternativen zu Google Analytics
Neben Matomo existieren zahlreiche weitere Google Analytics Alternativen. Bei deutschen Domains belegt es aber den zweiten Platz hinter Google Analytics. Der Marktanteil wird auf etwa 20 % beziffert, Tendenz steigend.
Wir haben dennoch einige weitere Google Analytics Alternativen für Sie gesammelt:
Fazit
Immer mehr deutschsprachige Websitebetreiber setzen auf Matomo, was sich auch am steigenden Marktanteil zeigt. Die Features zur Analyse des Traffics sind tatsächlich teilweise nützlicher oder benutzerfreundlicher im Vergleich zu Google Analytics. Wenn Sie als einfacher Websitebetreiber also Auswertungen vornehmen möchten, können wir Matomo mit reinem Gewissen empfehlen. Wenn Sie Analytics aber auch zum Erstellen von Marketing-Listen verwendet haben, um anschließend diese Marketing-Listen in Google Ads zu verwenden, so wird Ihnen bei Matomo etwas fehlen. Für dieses Problem gibt es aktuell leider keine wirklich zufriedenstellende Lösung.